Bilanz zum EU-Beitritt Rumäniens – Im Gespräch mit Jochen M. Richter
Ihr Buch „Last Train West“ zieht fünfzehn Jahre nach dem umstrittenen EU-Beitritt Rumäniens Bilanz. Wie ist das Ergebnis?
Gemischt und so wird es auch aus den Äußerungen meiner Interviewpartner deutlich. Während Brüssel zu sehr auf die technische Seite geschaut hat, hadern die Deutschen zum Teil mit dem als zu schnell empfundenen Beitritt. In Rumänien war man nach Aussage einiger nicht optimal vorbereitet und heute herrscht Verdrossenheit z.B. über den nach wie vor geltenden Überwachungsmechanismus.
Inwiefern hat Rumänien – in Anlehnung an den Titel Ihres Buches – „den letzten Zug“ erwischt?
Günter Verheugen hat es sehr direkt gesagt, dass sich nach 2004 die Erweiterungsmüdigkeit sehr breit machte. Und vergessen wir nicht, dass gut ein Jahr später die Finanzkrise den Fokus stark verändert hat. Dann wäre eine offene Erweiterungsfrage für Rumänien vermutlich völlig verblasst.
Wollen Sie einen Ausblick wagen auf den EU-Beitritt der Ukraine?
Ich sehe gewisse Parallelen zum rumänischen Beitrittsprozess. Während die EU und weite Teile der Mitgliedsstaaten die historische Verpflichtung sehen, gibt es erneut eine Erweiterungsdiskussion, die nicht vorwärtskommt, wie der Balkangipfel gezeigt hat. Prof. Gehler bezeichnet im Vorwort die Aussichten als illusorisch.